Die Oglala-Lakota und ihre Kultur sind nicht mit
den Büffeln verschwunden. Ganz im Gegenteil: Heute leben mehr
Oglala-Lakota auf der Reservation als bei ihrer Errichtung im
Jahre 1878.
Die Weiterentwicklung der Plainskultur durch Einflüsse aus
Europa und anderer Indianervölker ist vielmehr ein Beispiel
der Anpassungsfähigkeit der Oglala-Lakota.
Die Pine Ridge Reservation ist mit ihren rund 13.000 qkm die
zweitgrößte Reservation in den USA. Sie liegt im Südwesten
des Bundesstaates Süd Dakota. Die heutige Reservation ist in
ihren Ausmaßen jedoch nur noch ein kleiner Rest von einem in
früheren Verträgen zugesicherten, wesentlich größerem
Gebiet.
Die Bevölkerungszahl auf der Reservation beläuft sich auf
insgesamt 16.000 Personen, wobei 13.000 davon Oglala-Lakota
sind.
Die Stammesregierung bekam ihre Berechtigung durch die im
Jahre 1936 verabschiedete Verfassung der Oglala, die wiederum
ihre Grundlage im Indian Reorganization Act hat. Die meisten
Mitglieder des Stammes vertreten daher auch den Standpunkt,
dass die Pine Ridge Reservation eine von den USA unabhängige
Nation darstellt, was andere Indianervölker ebenfalls meinen.
Der Oglala Sioux Tribal Council bildet das Parlament und wird
alle zwei Jahre neu gewählt. Durch zahlreiche
Gerichtsentscheidungen, Ausführungsanordnungen und Gesetze
glaubt die US-Regierung erkannt zu haben, dass die Indianer
wie Unmündige zu behandeln sind und die Regierung in
Washington wie ein Treuhänder handeln muss. Mit der
Durchsetzung dieser Politik wurde das Bureau of Indian Affairs
(BIA) beauftragt. Viele jedoch vertreten die Auffassung, dass
das BIA nicht sehr wirkungsvoll arbeitet. Pine Ridge ist eine
der ärmsten Gegenden in Nordamerika. Shannon County, eine
Gemeinde innerhalb der Reservation, hat eines der niedrigsten
Jahreseinkommen in den Vereinigten Staaten. Es beträgt in
einigen Haushalten noch nicht einmal $ 3.000 pro Jahr. Nach
offiziellen Angaben liegt die Arbeitslosenrate auf Pine Ridge
manchmal bei 80 %. In etwa 1/3 der Haushalte hat keines der
Familienmitglieder einen Job. Ungeachtet dieser
Schwierigkeiten hängen die Oglala-Lakota an ihrem Land. Dies
ist für sie der einzigste Ort, wo sie Oglala-Lakota sein
können und nicht nur "irgendein Indianer" in der
großen amerikanischen Gesellschaft sind.
Der Indian Reorganization Act von 1934 schuf für die
Oglala-Lakota die gesetzliche Grundlage für eine
Selbstverwaltung. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus: Alle
wichtigen Entscheidungen auf der Reservation wurden vom BIA
getroffen. Dies setzte sich so bis weit in die 60er Jahre
hinein fort. Erst mit der wachsenden Akzeptanz des weißen
Amerikas den Ureinwohnern gegenüber änderte sich nach und
nach die Rolle des BIA.
Wendepunkt der Politik war dann 1975 die Verabschiedung des
Indian Self-Determination and Education Assistance Act. Dieses
Gesetz garantierte den einzelnen Indianervölkern die
Möglichkeit, bis dahin vom BIA geleitete Programme zu
übernehmen und selbst zu gestalten. Daraufhin begannen die
Reservation unverzüglich die Kontrolle über die BIA-Schulen
zu übernehmen (sogenannte Contract-Schools). Seit dieser Zeit
unterstützt auch die amerikanische Politik die Bemühungen
der Ureinwohner um mehr Eigenständigkeit. Für die
Oglala-Lakota bedeutet das in erster Linie: Erhalt und
Förderung der eigenen Kultur.
Trotz einer damit wieder stärker werdenden ideologischen
Einheit zeigt sich weiterhin sehr auffällig die Armut der
Bevölkerung auf der Pine Ridge Reservation. Dafür gibt es
eine Vielzahl von Gründen: Pine Ridge hat so gut wie keine
Bodenschätze, welche die Grundlage für eine wirtschaftliche
Entwicklung darstellen könnten. Das meiste Farmland können
die Oglala-Lakota selbst nicht nutzen. Das liegt zum einen
daran, dass ihnen die finanziellen Mittel fehlen und zum
anderen an der problematischen Landaufteilung durch Erbfolge.
In der Regel wird daher nutzbares Weideland an reiche Farmer
aus der Umgebung verpachtet. Ansonsten gibt es nur einen
großen Supermarkt und die Cedar Pass Lodge, eine Kombination
aus Restaurant, Souvenirladen und Motel, am Rande der
Reservation im Badlands National Park gelegen, die von den
Indianern selbst geführt werden und Arbeitsplätze in
größerer Zahl bieten. Die weitaus meisten Beschäftigten
arbeiten jedoch im Bereich der öffentlichen
Dienstleitungsbetriebe (Schulen, Sozialdienste, BIA,
Stammesregierung, Krankenhäuser).
Einige andere wirtschaftliche Möglichkeiten würde der
Tourismus bieten. Allerdings fehlen auch hier die finanziellen
Mittel und es mangelt momentan auch noch an der notwendigen
Infrastruktur für einen erfolgreichen (herkömmlichen)
Tourismus. Die Armut bringt weitere soziale Probleme mit sich.
Aus diesem Grunde startete die Oglala-Stammesregierung
verschiedene Vorhaben, um den sozialen Schwierigkeiten
entgegenzuwirken. Viele dieser Programme basieren auf der
Oglala-Kultur. Erfolge stellen sich nach und nach ein;
allerdings ist es nicht einfach, ein vor Generationen durch
die weiße Vorherrschaft entstandenes Dilemma innerhalb kurzer
Zeit wieder aus der Welt zu schaffen.
Im Bereich der Schulausbildung sind die größten Erfolge
zu verzeichnen. So gründete die Stammesregierung bereits im
Jahre 1971 das Oglala Lakota College. Zur Zeit besuchen ca.
1000 Indianer diese Einrichtung. Aber nicht nur Oglala,
sondern auch andere Indianer sowie Menschen anderer Hautfarbe
nutzen diese akademische Ausbildungsstätte. Das Programm
umfaßt folgende Aktivitäten:
- FORT ROBINSON Dieser Militärposten wurde 1874 in
Nebraska erbaut. Der berühmte Oglala-Lakota Häuptling
Crazy Horse wurde hier am 5.8.1877 ermordet.
- CRAZY HORSE MEMORIAL Ein Berg wird für eben diesen
Crazy Horse verändert. An dem größten Bildhauerwerk der
Welt wird bereits seit vielen Jahren gearbeitet. Wenn es
endgültig beendet sein wird ist noch unklar.
- HERITAGE CENTER Hier befindet sich die größte
Ausstellung für historische und auch zeitgenössische
Kunst der Indianer der nördlichen Prärie. Nebenan auf
dem Friedhof der Rosario-Mission liegt der große
Häuptling Red Cloud begraben. Nach ihm wurde auch die
Schule benannt.
- SONNENTANZ Der Sonnentanz ist wohl die bekannteste
Zeremonie der Prärie-Indianer. Sie war jahrzehntelang
verboten gewesen. Es besteht eventuell die Möglichkeit,
auf der Pine Ridge Reservation einem Sonnentanz
beizuwohnen. PINE RIDGE So lautet auch der Name des
Hauptortes der Reservation. Der Ort hat mehr als 3.000
Bewohner. Pine Ridge ist Sitz der Stammesverwaltung und
der wichtigsten Versorgungseinrichtungen. Ein Gespräch
mit Stammespolitikern ist vorgesehen.
- WOUNDED KNEE Dieser Ort ist ein Meilenstein in der
historischen Beziehung zwischen den Lakota und den
Weißen. Hier wurde 1890 das letzte große Massaker der
US-Army an den Indianern durchgeführt. Aber auch in
jüngster Vergangenheit machte Wounded Knee auf sich
aufmerksam. Der Ort wurde 1973 mehrere Monate von den
Indianern besetzt gehalten, um weltweit auf die schlechten
Lebensbedingungen der nordamerikanischen Ureinwohner
aufmerksam zu machen.
- KILI-RADIO Das Anliegen der Radiostation ist es, ein
Programm zu gestalten, das den Bedürfnissen der
Lakota-Gemeinschaft entspricht. KILI (= großartig)
finanziert sich ausschließlich aus Spenden und hat für
die mündliche Gesellschaftsform der Lakota eine große
Bedeutung.
- BLACK HILLS Diese Berge werden von den Lakota Paha Sapa
genannt und sind nicht nur für die Lakota ein heiliger
Ort. Seit über 110 Jahren bereits kämpfen die Indianer
um die Rückgabe der zu Unrecht von den USA besetzten
Berge. Neben den Cascade Wasserfällen werden auch
prähistorische Ansiedlungen der Ureinwohner im Hell's
Canyon zu sehen sein.
- BEAR BUTTE Am Rande der Black Hills gelegen, ist es
eines der spirituellen Zentren der Lakota. Hier gehen sie
auf Visionssuche. Seit einigen Jahren ist der Bear Butte
(oder auch Mato Paha genannt) ein State Park und somit
auch für Touristen zugängig. Dies führte immer wieder
dazu, dass die Indianer bei ihren spirituellen Zeremonien
durch weiße Besucher gestört werden (weitere Infos auch
hier)
- WIND CAVE NATIONAL PARK Diese Höhle am Südrand der
Black Hills ist mit ihren eindrucksvollen, seltenen
Formationen eine der bemerkenswertesten Höhlen in den
USA. Mit ihren ca. 80 km langen und verzweigten Gängen
fasziniert sie immer wieder jeden Besucher. Untersuchungen
haben ergeben, dass es sich bei dieser Höhlen um eine der
ältesten der Welt handelt.
- SHRINE OF DEMOCRACY So bezeichnen die US-Amerikaner eine
ihrer beliebtesten Stätten. Das 1927 begonnene
Nationaldenkmal am Mount Rushmore in den Black Hills
stellt die Köpfe von vier Präsidenten der Vereinigten
Staaten dar (George Washington, Thoma Jefferson, Theodore
Roosevelt und Abraham Lincoln). Die in Granit gemeißelten
Köpfe erreichen eine Höhe von 18 Metern.
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