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Das Sioux Quillwork
von Gerhard Kraft
 
Inhalt:
Allgemeines
Quiltwork-Herstellung
Herstellung eines Star-Quilts
Quellenangabe
 
ALLGEMEINES

Der Star-Quilt wurde bei den Sioux schon früh zu religiösen und zeremoniellen Zwecken verwendet, so zum Beispiel im Yuwipi und anderen Zeremonien.  Dadurch steigerte sich sein Stellenwert bis zum heutigen Tage.  Nicht nur für den zeremoniellen Gebrauch, sondern auch zu besonderen Anlässen fertigte man Star-Quilts.  In früheren Tagen gebrauchte man Quiltdecken als Baldachine in den Tipis und als Verschönerung der Wände in den Holzhäusern.  In den Zelten sollte die Steppdecken den morgendlichen Tau fernhalten und in den Holzhäusern dienten sie zur Abdichtung der Ritzen, um so die Kälte fernzuhalten.  Auch zum Abdecken des Schwitzhütteneingangs und anderen heiligen Dinge zog man sie heran.
Heute gelten schön verarbeitet Star-Quilts sogar als Ersatzgegenstand für das Pferd, welches in den alten Tagen den Wohlstand einer Person oder Familie anzeigte.  Das Verschenken von StarQuilt steht als Symbol der Freizügigkeit und führte deshalb auch zu großen Ehren.
Verschenkt wurden sie auch bei Give-away Festen, Hochzeiten Gedenkfeiern, Ehrungen, usw.  Selbst bei Pow Wow's war es der Fall, dass man diejenigen Sänger und Tänzer eine solche Ehrung zuteil werden ließ, die der Familie behilflich war, oder man dessen Begabung bewunderte.

QUILTWORKHERSTELLUNG

Das Prinzip des Quiltings besteht aus dem zusammennähen dreier Stoffmaterialien, um dadurch abgesteppte Musterformen zu erhalten. Der Quilt setzt sich aus einem Oberstoff, einem Füllmaterial und einem Unterstoff zusammen. Der Oberstoff kann eine einfacher Stoff, oder aus einem Patchwork zusammengesetzt sein.
  • Entwerfen des Musters für den Oberstoff bei Kombinationen mehrerer Stoffe werden stets bunte Musterstoffe mit einfarbigen kombiniert
  • Stoff vorher waschen, damit er nicht mehr eingehen kann, oder abfärbt
  • nur feste Stoffe verwenden (Baumwolle, Wolle, Seide)
  • keine unterschiedlichen Materialien innerhalb eines Quilts benutzen
  • die Muster auf bunten Stoffen sollten klein sein
  • aufteilen des Quilts in einzelne Elemente
  • bei Verwendung von Nähmaschinen sollten die Elemente in Blöcke oder Bahnen zusammengenäht werden.  Man kann so die Elemente besser zusammen nähen
  • für einzelne Elemente müssen ggf. Schablonen angefertigt werden, mit einer Nahtzugabe von einer Nähfußbreite plus 2 mm
  • alle Teile zusammennähen (von Hand oder mit der Maschine)
  • fertigen Oberstoff mit Füllung (früher Baumwoll-, Wolle- oder Seidenvlies, heute auch Synthetikvlies) und Unterstoff zusammenheften (von innen nach außen sternförmig-, nicht verknoten damit beweglich bleibt). Bei großen Stücken empfiehlt es das Ganze auf einen Rahmen zu spannen

Mit dem Ausklang des 19.Jahrhundert gab es drastische Veränderungen im Lebenswandel der Urbevölkerung auf der nordamerikanischen Grasebene.  Viele der alten Werkstoffe, zum Herstellen von kunsthandwerklichen Gegenständen waren nicht mehr greifbar, oder nur schwer zu beschaffen.  Mit dem Einzug der frühen Reservationszeit (1875-1940) und den anhaltenden Kriegen mit der weißen Bevölkerung zwängte auch die Stämme der Sioux in immer kleine werdende Reservate, wo sie mehr und mehr von ihrem traditionellen Lebenswandel verloren.
Das Eingreifen der Amerikaner in diese Kultur, sowie die unzähligen Ströme von Einwanderern aus Europa hatten eine Veränderung in der Lebensform auf den Reservationen zur Folge.  Textilkleidungen, Stoffwaren, Stahlnähnadeln, Nähfaden aus Baumwolle, und dergleichen ersetzten traditionelle Dinge, wie Lederkleidung, Sehnen als Nähmaterial und Knochenahlen als Werkzeuge.  Auch die Entfremdung der indianischen Kinder aus ihren Familien zeigte einen deutlichen Einfluss auf das Kunsthandwerk.  Patchwork und die Herstellung von Quilts (Steppdecken) gehörte zu den handarbeitlichen Ausbildungen an Schulen und Internaten der Weißen, innerhalb und außerhalb der Reservationen.  Für die Lakota war die Carlisel Indian School in Carlisel, Pennsylvania eine der größten zugeordneten Ausbildungsschulen.
Entstanden ist das Patchwork und Quiltarbeiten in jener Zeit als die Siedler durch die Gebiete nach Westen zogen.  Textilwaren und Stoffe waren in dieser Epoche teuer und man konnte diese Waren auch nicht in großen Mengen mit sich fuhren.  Selbst das Kontingent der Händler und Handelsposten galt als unerschöpflich und der Nachschub in dem riesigen Land unterlag bestimmten Einschränkungen. So stellten die Frauen ihre Bettdecken und Wandbehänge, etc. aus einzelnen Stoffresten her, die sie zu einem Flickenwerk (Patchwork) zusammennähten.  Hierzu schlossen sie sich die zu kleinen Arbeitsgemeinschaften zusammen, um damit eine enge Verbundenheit anzuzeigen.  Aus dieser handarbeitlichen Tätigkeit entstand das Quilten.
Erst um ca. 1880 hatte man mit der Erzeugung von Quilt- und Patchwork bei den westlichen Sioux-Stämmen begonnen.  Als bestimmend sind hier die Gruppen der Teton-Dakota und Yankton-Dakota zu nennen.  Anfänglich wurde es als sogenanntes Crazy-Quilt bezeichnet, bei dem man phantasievolle Decken aus den verschiedenartigsten Stoffen hergestellt.  Die Muster bestanden in erster Linie aus geometrischen Formen, die man zu zentralen Mustereinheiten, größeren Kreisen und auch floralen Ornamenten zusammenfügte.  Anfangs bestanden die Blumenmuster aus einzelnen geometrischen Elementen, die in späterer Zeit wieder ihre ursprünglichen runden Kurvenverlauf bekamen.
Aus dieser Art der Quilt-Herstellung entwickelte sich auch der so bekannte Star-Quilt (wicahpi sitia) , oder auch Sternensteppdecken genannt.  Dieser wurde aus schmalen Stücken von einfarbigen als auch bedruckten Calico-Stoffen angefertigt.  Dabei ergaben rautenförmige Einzelelemente einen. achtzackigen Stern.  Man verwendet diesen Stern als Ersatz für das Morgensternemblem (oder Nordstern), das man aus der Glasperlenstickerei kannte.  Auch unter den amerikanischen Quilterinnen kannte man dieses Symbol und dort trug es die Bezeichnung "Stern von Betlehem".  Mit aller Wahrscheinlichkeit kann man davon ausgehen, dass die SiouxFrauen diese Form des Sternes nicht selbst erfanden, sondern lediglich kopierten.
Zur Herstellung von Star-Quilt verwendete die Sioux-Frauen unterschiedliche Farben.  Am beliebtesten standen hier, die althergebrachten Farben wie Rot, Gelb, Blau, Weiß und Schwarz.  Für den Hintergrund gelten Weiß oder helle Farbtöne von Blau und Gelb als Kombinationsmöglichkeit.  Erst in neuerer Zeit tauchten auch Hellgrün und Rot auf.  Mit der Farbgestaltung erzeugte man flache, schattierte oder dreidimensionale Effekte, die durch aneinander reihen von Farbkombinationen erzeugt wurden.  Für eine kurze Zeitdauer in den frühen siebziger Jahren des 20.Jarhundert verwertete man auch Satin- und Seidenstoffe, jedoch blieben die Baumwollstoffe weiterhin Hauptgrundmaterial für eine Quilt-Herstellung.

  • Zusammennähen der drei Materialien.  Entweder man folgt den geometrischen Mustern, oder den einzelnen Rillen der unterschiedlichen Elemente (keine Nähmaschine benutzen, da der Quilt sonst zu hart wird)
  • Nähmaterial: Baumwollfaden, Stahlnadel kurz, spitzig und mit großem Öhr 
  • Stichbreite: 2-3 mm

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HERSTELLUNG EINES STAR-QUILTS
  • Muster entwerfen
  • ein Stern setzt sich aus einzelnen Rauten zusammen
  • die Rauten erhält man, indem man einzelne verschiedenfarbige Stoffstreifen zu einem Stoffblock aneinander näht.  Bei jedem Block verschiebt sich der Anfangsstreifen um je ein Feld, wobei man dann immer einen Streifen mit neuer Farbe dazugibt
  • die Breite der Stoffstreifen richtet sich nach der Größe des Sterns. Streife nicht zu schmal machen, eher etwas breiter 
  • die einzelnen Stoffblöcke werden dann in einem Winkel von 45' in einzelne Streifen zerschnitten.  Die Breite der Streifen entspricht der Breite eines Stoffstreifens plus Nahtzugabe.  Bevor die Blöcke beschnitten werden, müssen sie nochmals gebügelt werden damit die Nähte glatt zu liegen kommen und das Muster nicht verziehen kann
  • die so entstandenen farbigen Stoffstreifen fügt man wieder zu einer großen Raute zusammen
  • weitere solcher Rauten werden angefertigt , die Zahl richtet sich nach den Zacken des Sterns (8 Stück)
  • ein Sternmuster besteht aus vier Rautenblöcke, mit je zwei Rauten die im Winkel von 90° zusammengefügt sind
  • die vier Rautenblöcke fügt man zu einem oberen und unteren Teilstück zusammen und vernäht dann die beiden Objekte miteinander
  • der Stern wird dann mit dem Hintergrundstoff verbunden.  Der Hintergrundstoff enthält ebenfalls geometrische Elemente
  • Abschluss: Zusammennähen aller drei Stoffteile

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Quellennachweis
Alberts,Patricia/
Medicine, Beatrice
THE HIDDLE HALF
Erdoes, Richard THE SUNDANCE PEOPLE
Porsche, Audrey YUTO'KECA: TRANSITIONS
Powers, Marla N. OGLALA WOMAN
Hoover, T. Herbert THE YANKTON SIOUX
 
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